19/11/2021

Gedenken an Karlheinz Deschner, Teil 1

Der Modus – gestern und heute – Nr. 12 spezial: Gedenken an Karlheinz Deschner, Teil 1

Vielen bekannten Schriftstellern wurden Denkmäler errichtet, z. B. Goethe, Schiller, Voltaire, Rousseau, Kant, Nietzsche, Hesse und vielen mehr. Von 1924 bis 2014 lebte der Literaturwissenschaftler und Historiker Karlheinz Deschner, und es wird angeregt, ihm zum bevorstehenden 100. Geburtstag ebenfalls ein Denkmal zu widmen. Denn Dr. Karlheinz Deschner hat wie kein zweiter die grausame und blutige Geschichte der Kirche, vor allem der katholischen Institution, und ihre Verwicklung in kriminelle Machenschaften seit ihren Anfängen bis in unsere Zeit dokumentiert. Er hat damit unzähligen Menschen die Möglichkeit eröffnet, ein eigenes positives und von kirchlicher Ideologie befreites Denken zu entwickeln.
Mögliche Standorte gibt es viele: Berlin, z. B. Oder Würzburg, in welcher Deschner studiert hatte. Dort gibt es Denkmäler des berüchtigten Fürstbischofs Julius Echter, im Volksmund “Echter, der Schlächter” genannt, einem brutalen Mörder von so genannten “Hexen” und Menschen, welche sich nicht dem katholischen Dogma unterwarfen, worüber auch Karlheinz Deschner unter anderem schrieb: Der Bischof war es, der Minderjährige, Kinder von zwölf, zehn Jahren, noch jüngere, nicht nur als Belastungszeugen gegen ihre Eltern und sonstigen Verwandte fungieren, sondern der ihnen auch selbst den Prozess machen ließ und sie hinrichten ließ.
Deschner klärte auf, wie der Priesterkult der Kirche unter der irreführenden Bezeichnung „christlich“ seit über eineinhalb Jahrtausenden das Abendland beherrscht. Dass die Ideologie und die Handlungen dieser Institution, die der Schriftsteller in seinen Büchern auf Tausenden von Seiten dokumentiert, mit Jesus, dem Christus, dem Sohn Gottes und Seiner Lehre der Gottes- und Nächstenliebe, nichts zu tun haben, ja dieser geradezu diametral widersprechen, hebt Deschner an vielen Stellen heraus, worauf in dieser Gesprächsrunde drei kompetente Fachleute hinweisen.
Sie erinnern auch daran, dass Karlheinz Deschner im Jahr 1990 gefragt wurde, ob die Kirche durch neue Ideen und Reformpäpste gesunden könne. Seine Antwort: „Das halte ich angesichts dieser zweitausendjährigen Geschichte für gänzlich ausgeschlossen. Und nicht nur für ausgeschlossen, ich halte es gar nicht für wünschenswert. Denn selbst wenn – ein utopischer Gedanke – die … Kirchen sich im nächsten Jahrhundert zu ethisch intakten Gemeinschaften entwickelten, so bliebe doch ihre Dogmatik, ihre Glaubensgrundlage, ein Gespinst aus Lug und Trug.“ Und im Hinblick auf einen möglichen Reformpapst gab er die Antwort: “Auf solchem Riesenberg von Verbrechen und Betrug ist es ganz gleich, wer obenauf sitzt und regiert. Auch der Beste könnte nichts anderes daraus machen.” (Oben ohne, Reinbek 1997, S. 355)
Im ersten Teil dieser Sendereihe zitieren die Gesprächsteilnehmer vor allem Buchauszüge zu den Themen “Kirche und Krieg”, “Kirche, Reichtum und Habgier” und über die Abwertung und Diskriminierung der Frau durch die degenerierte klerikale Männerhierarchie.
Von Bedeutung ist auch die Antwort von Karlheinz Deschner nach der Papstwahl von Franziskus im Jahr 2013: “Gewiss wird jeder Papst seine Rolle etwas anders spielen, aber jeder Papst spielt diese Rolle – und einstweilen spielt die Welt auch noch mit.” (sueddeutsche.de, 12.11.2013)

Doch wie lange “spielt die Welt noch mit”; wie lange lässt sie sich die Geschichtslügen, Maskeraden und vertuschten Verbrechen der Talarträger noch gefallen?
Immer wieder waren und sind es Gottesprophetinnen und Gottespropheten, die vor und nach Jesus von Nazareth die Botschaft der Gottes- und Nächstenliebe unter die Menschen brachten, die danach lebten und die über den Missbrauch des guten Namens Christus aufklärten. Und zu der Aufklärung über die Lehre und das Tun der Kirche in nahezu zwei Jahrtausenden hat auch Karlheinz Deschner einen wesentlichen Beitrag geleistet. Die von ihm zusammengetragenen und veröffentlichten Fakten haben vielen Menschen die Augen geöffnet, so dass sie sich von kirchlicher Bevormundung und dogmatischem Zwangskorsett befreien können. Ein Denkmal für dieses Lebenswerk hilft mit, dass noch mehr Augen geöffnet werden, dass der ca. 1900-jährige Betrug der Priesterkaste im Namen von Christus weiter entlarvt wird und für viele Mensche auch der Weg frei wird für echte positive Gotteserfahrungen.

(49:00)

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