22/11/2021

Gedenken an Karlheinz Deschner, Teil 2

Der Modus – gestern und heute – Nr. 18 spezial: Gedenken an Karlheinz Deschner, Teil 2

In seiner 6000-seitigen Kriminalgeschichte der Kirche erschienen unter dem Titel Kriminalgeschichte des Christentums und vielen weiteren Büchern hat Karlheinz Deschner Fakten zusammengetragen, die in ihrer Fülle ihresgleichen suchen. Der Soziologe Prof. Dr. Horst Herrmann schrieb: “Ich erinnere an Aufklärer des 18. Jahrhunderts wie die Franzosen Pierre Bayle, Claude Helvétius, Voltaire oder an den deutschen Schriftsteller Heinrich Heine. In Deschners Kriminalgeschichte des Christentums” – gemeint ist die Kriminalgeschichte der Kirche, die mit christlich nichts zu tun hat hat nun auch das 20. Jahrhundert sein Buch”. (Der Spiegel Nr. 1/1989)

Aus diesem Grund regen wir ein Denkmal für Karlheinz Deschner an, in Berlin oder in Bayern, zum Beispiel an einem Ort, in dem er von 1924 bis 2014 gelebt hatte.

Im zweiten Teil dieser Gesprächsrunde von Fachleuten zum Thema werden vor allem drei Bereiche aus den Büchern von Karlheinz Deschner besprochen: Der Reliquienkult, das Papsttum und die Inquisition. Ehemalige kirchliche Theologen bekräftigen hier die Forschungen Deschners, die beweisen, dass die Großkirchen mit Jesus von Nazareth nichts zu tun haben, und es heißt dazu in der Sendung unter anderem am Beispiel der Reliquien: “Hat Jesus von Nazareth geboten, Seine Kleider, Seine die Krippe oder gar die Werkzeuge der Mörder, mit denen Er gefoltert und grausam hingerichtet wurde, zu verehren – wie Dornenkrone, Kreuz und Nägel? Hat Er geboten, an die Grabstellen oder zu den Grüften von Kirchenheiligen zu pilgern, um dort vor deren Leichnamen oder Körperteilen ehrfürchtig niederzuknien? Hat Er die Menschen nicht vielmehr gelehrt, im Frieden mit ihren Nächsten zu leben, im Frieden mit den Tieren und der gesamten Natur? Hat Er den Menschen nicht eine Ethik vorgelebt, mit der sie den Weg zurück in ihre ewige Heimat gehen dürfen? Und hat Er uns nicht gelehrt, eine Verbindung zu Gott aufzubauen in unserem Inneren, in unserer Seele, so dass wir erahnen und mit der Zeit erfahren können: Gott in uns und wir in Gott? Es ist eine Verbindung, zu der wir, so die Worte von Jesus in der Bergpredigt, in unser ´stilles Kämmerlein` gehen und nicht zu einem mumifizierten Finger, abgetrennt von der Hand eines Kirchenheiligen.”

Einer der Kirchenheiligen ist auch Karl, der so genannte Große, zu dessen Ehren alle Jahre wieder in Deutschland auch der Karlspreis verliehen wird, meist an einen Politiker, der im Sinne der EU, der Europäischen Union, Politik macht. Als im Jahr 1994 der 4. Band der Kriminalgeschichte erschien, der ein großes Kapitel diesem Kaiser widmet, schrieb Michael Meier im Tages-Anzeiger Zürich über Karlheinz Deschner: “Sein treibendes Motiv für die Kriminalgeschichte formulierte er einmal mit den Worten: ´Mich empört das Verbrechen, das im Schein der Heiligkeit auftritt.` Und scheinheilig ist das Verbrechen gemäß Deschner zu allen Zeiten aufgetreten … Der herkömmlichen Geschichtsschreibung hält er vor, dass sie in weiten Teilen die nationalstaatlichen und imperialistischen Interessen der jeweils Herrschenden übernimmt, also die Unterdrücker hofiert, eine Geschichte der großen Männer schreibt. Dass die staatlichen Historiker die Eroberungen Karls des Großen einfach ´Expansionen`, ´Eingliederungen in den Herrschaftsbereich` oder ´Befriedigung von Grenzvölkern` nennen, geht nach Deschner nicht an, wo doch ´Sachsenschlächter` Karl ´so gut wie pausenlos … geschlachtet, unterjocht, versklavt hat, dass er nichts so sehr war wie Krieger, Eroberer, Mörder und Räuber`. ´Solange die übergroße Mehrzahl der Historiker vor solch hypertrophen, welthistorischen Bestien und all ihrer Nachbrut fort und fort auf dem Bauch liegt`, schreibt Deschner … ´so lange wird auch die Geschichte verlaufen, wie sie verläuft`.” (14.3.2013)

“Karl der Große” führte die Kriege, welche der damalige Papst von ihm verlangte, womit bereits die später bis heute katholisch dogmatisierte Zwei-Schwerter-Lehre umgesetzt wurde, wonach es zwei Schwerter gebe, das geistliche, das der Priester führe und das weltliche, das die weltlichen Herrscher für die Kirche führen müssen und in Gehorsam gegenüber den Priestern, was vor allem bedeutet: gegenüber dem Papst.
Und was die katholische Kirche alles als Begründung für die Einsetzung des Papsttums samt dem ganzen folkloristischen Beiwerk anführt, entspringt ihrem Erfindungsreichtum und hat anders, als sie behauptet ebenfalls nichts mit Jesus von Nazareth zu tun. Ist es da verwunderlich, dass auch das Leben dieser Päpste nichts, aber auch gar nichts mit dem Leben zu tun hat, das Jesus von Nazareth gelehrt und vorgelebt hat?

Dies gilt bis in die Gegenwart, was von Deschner auch am Beispiel von Papst Johannes Paul II. erläutert wrid, der Völkermord und Sklaverei durch die katholischen Eroberer Amerikas verklärt. Oder wie es Karlheinz Deschner in seinem Buch Der gefälschte Glaube (2004) selbst in Worte fasst: “Man kann in dieser Kirche längst nichts mehr retten, sondern nur sich noch und andere vor ihr! Denn Kirche, das ist eine Praxis, die blind macht, um zu führen, die krank macht, um heilen zu können, die in Nöten hilft, die man ohne sie gar nicht hätte.” (S. 220)

Der dritte Bereich, der in diesem zweiten Teil des Gedenkens an Karlheinz Deschner, schließlich besprochen wird, sind Auszüge über die katholische Inquisition.

(45:30)

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